Z E N F Ü R F R A U E N
(C) BIRGIT QIANI WERNER
WO IST DER ORT,
AN DEM ICH MICH
NIEDERLASSEN
UND MEIN LEBEN FÜHREN KANN?
Zen-Meisterin Zhiyuan Xinggan (1597-1657)
Die lebenslange spirituelle Frage von Zenmeisterin Zhiyuan Xinggan (1597-1657)
war:
> Wo ist der Ort, an dem ich mich niederlassen und mein Leben führen kann?<
Diese Frage hat mich mein Leben lang tief berührt und mich letztendlich auf meinen ganz persönlichen und individuellen spirituellen Weg geführt. Es sind ja eher die Fragen, die wir uns und dem Leben stellen, als die Antworten, die wir erhoffen, noch die Ziele, die wir uns setzen – in unseren Fragen liegt die Antwort immer schon offen und klar vor uns. Wir müssen nur richtig hin-schauen und in uns hinein-horchen.
Wenn wir erkennen, dass das, was wir im Aussen suchen oder erleben (wollen), dass das, was uns das Leben beschert, zumutet oder auch schenkt, uns immer einen Schritt näher bringt zu dem „Ort, an dem ich mich niederlassen kann“, dann sind Aussen und Innen eins. Dann gibt es keinen Hauch von Unterschied zwischen mir und der Welt. Dann weiss ich, jeder Schritt, jedes Erleben, jede Prüfung, die das Leben mir schickt, dient meinem Erkennen und lässt mein 'wahres ICH' erstrahlen.
Wie leicht lässt sich diese Erkenntnis niederschreiben, und wie schwer ist der Weg dahin.
> Wo ist der Ort, an dem ich mich niederlassen und mein Leben führen kann?<
diese Frage, die eine ZenFrau schon Anfang des 17. JH. stellt, und uns schriftlich überliefert ist, zeugt von ihrer Dringlichkeit und Tiefe, und betrifft unser aller zutiefst menschliches Sehnen nach einem Ort des Schutzes, einer inneren Heimat. Und sie begleitet uns alle lebenslang,
In der heutigen Welt beschäftigen wir uns damit ebenso häufig, wie damals schon Zhiyuan Xinggang.
Wer bin i c h eigentlich?
Was ist der Sinn meines Lebens?
Wozu fühle ich mich
zutiefst be-rufen?
Was ist meine Aufgabe auf diesem Planeten?
und
wie möchte ich leben, wie möchte ich lieben?
Und wie möchte ich geliebt werden?
Fühle ich mich in meinem Körper wohl?
Wie fühle ich mich mit mir selbst?
Unser Zen-Weg, unsere Praxis, das Sitzen in der Stille – ist Wegweiser und Stütze zugleich, um diesen bedeutenden Fragen immer näher zu kommen, aber auch zu akzeptieren, dass es nie eine (end-gültige) Antwort darauf geben wird. Immer wieder werden wir glauben zu wissen – und immer wieder werden wir neu erkennen.
Aber in unserem Inneren wird das Licht immer heller erstrahlen.